Kann ein außen völlig unscheinbarer 70er-Jahre-Bau hinter seiner ausdruckslosen Betonfassade ein architektonisches Schmuckstück verbergen? Ja, er kann. Den Beweis dafür haben Teamwerk-Architekten mit ihrer Präventionsmedizinischen Praxis Dr. Hartmann angetreten.
Sanft geschwungene Trockenbauwände, elegant angestrahlt aus einer Akustikdecke mit integrierten Lichtvouten, schwungvolle Holzeinbauten und ein paar Farbakzente machen aus einem unspektakulären Grundriss eine Augenweite für Patienten und Ärzte.
Dabei schien die Aufgabe, welche das Münchener Architekturbüro Teamwerk-Architekten von der Bauherrin erhalten hatte, zunächst wenig Spielraum zu lassen. Der ehemals als Büro und später als Wohnung genutzte Grundriss wies starre, gerade Flur- und Zwischenwände auf. Zudem verengte er sich, bedingt durch zwei massive und unveränderliche Betonwände, im rückwärtigen Bereich des Flurs zu einem Nadelöhr. Der ursprünglichen starren Struktur verliehen die Architekten mit Hilfe von Trockenbauwänden eine weiche abgerundete Form, welche sich im Bereich der Wartezone und Information erweitert. Dort wo die Betonkonstruktion den Raum zwangsläufig verengt, verengt sich auch die Flurzone zu einer sanften Kurve und mündet so in den intimeren Bereich der Praxis. Vier Behandlungsräume - Ultraschall, Blutabnahme, Infusion und das Sprechzimmer der Ärztin - zweigen von hier ab.
Schlangenförmige Wände lösen Problem der Engstelle
Die sich in unterschiedlichen Radien schlangenförmig den Praxisflur entlang ziehenden Wände zwischen den einzelnen Räumen und jener Erschließung basieren auf einer Unterkonstruktion aus Decken- und Bodenprofilen in Form von CNC-gefrästen MDF-Platten. Dieses Gerüst ist beidseitig mit je drei Lagen 6,5 mm Formplatten beplankt. Die mit lediglich 480 mm Radius schmalsten Elemente gestaltete die mit den Trockenbauarbeiten beauftragte Firma Artmann Innenausbau mit vorgefertigten Formteilen, welche aus je zwei Lagen 6,5 mm dicker Knauf-Formplatten zusammengesetzt wurden. Alle organisch geformten Wände - insgesamt 80 m2 - wurden in Q3-Qualität ausgeführt. Parallel wurden von Artmann Innenausbau weitere 80 m2 geradlinige Wandkonstruktionen zwischen den Behandlungsräumen erstellt. Diese wurden im System Knauf W 112/125 ausgeführt und abschließend mit einem weißen Endanstrich versehen.
Eine besondere Herausforderung stellte der Einbau der 2,30 m hohen Türen dar, die bündig mit der Wandoberfläche in die gekrümmten Flurwände eingepasst wurden. Da Zargen und Türen jedoch zum Zeitpunkt der Wanderstellung noch nicht lieferbar waren, musste eine umlaufende Schattenfuge aus Hartgipsformteilen vorgefertigt werden, um den nachträglichen Einbau dieser Elemente zu gewährleisten. Mit Hilfe von aus MDF-Platten angefertigten Spachtellehren wurden die Eckschutzprofile im Bereich der Zargen eingespachtelt.
Auch die Deckenkonstruktion der Praxis Dr. Hartmann setzt auf Gipsplatten: Diese stoßen allerdings nicht direkt an die Wände an, sondern halten einen angemessenen Abstand in Form einer parallel zu den Wänden umlaufenden Lichtvoute mit indirekter Beleuchtung. Als Unterkonstruktion dienen kreisförmig hergestellte MDF-Platten. Die Flurdecke selbst besteht aus 24 per CNC-Planung passgenau gefertigten Puzzleteilen aus 12,5 mm Knauf-Platten. Sie wurden auf der Baustelle nur noch zusammengeschraubt und einlagig montiert. In den Behandlungszimmern sind Streulochdecken auf Metallunterkonstruktionen verbaut, in den untergeordneten Räumen Gipsplattendecken.
Akustikwolken gegen den Lärm
Trotz offenen Empfang und der ebenfalls offenen Wartezone ist die Akustik in diesem Bereich angenehm. Für die Schallabsorbtion sorgt hier eine Akustik-Design-Decke mit Streulochung (8/15/20) und Akustikvlies. Die Lochplatten sind hier in eine glatte Decke integriert. Jedes dieser Elemente ist in Form einer Wolke ausgeführt. Der Übergang zur umlaufenden glatten Decke wurde fließend verspachtelt.
Gekrümmte Wände, gerundete Deckenkanten, fließende Wolken - bei so vielen organischen Formen durfte auch der einzige Störfaktor im Flur - eine quadratische Stahlbetonsäule - nicht aus der Reihe tanzen. Daher wurde sie mit runden Knauf-Formteilen bekleidet und passt sich so ebenfalls dem Gesamtkonzept an, das die Architekten mit organisch geformten Holzeinbaumöbeln, dunklen Bambusböden und einem Farbkonzept, das weiße Wände mit Naturtönen und grünen Akzenten kombiniert, gekonnt in Szene setzen.
Eine Meisterleistung. Zumal die Handwerker für all diese Aufgaben gerade einmal vier Wochen Zeit hatten. Artmann Innenausbau blieb lediglich die Frist zwischen 21. Dezember und 18. Januar, um die Flächen mit neuen Trockenbauwänden und - Decken auszustatten. Auch die Planungsphase lief erst zwei Wochen vor Baustellenbeginn an. Im Anschluss wurden die Formteile vorgefertigt. In den folgenden Wochen waren zwei Monteure und ein Spachtler des Innenausbauspezialisten mit Ausnahme der Feiertage quasi durchgehend in der Praxis beschäftigt, um dort die ausgefeilten Decken und Wandkonstruktionen zu erstellen.
Es war ein Wettlauf mit der Zeit. Doch spätestens als die Ärztin am 1. Februar ihre schmucke neue Praxis im biederen 70er-Jahre-Baukörper eröffnete, war klar: Dieser Umbau hat sich gelohnt. Von dem einst so unspektakulären Grundriss mit seinem Nadelöhr ist heute nichts mehr zu sehen. An seine Stelle ist ein architektonisches Schmuckstück getreten, in dem sich Patienten und Personal rundum wohl fühlen.
Quelle: djd/Knauf Bauprodukte
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